Aus Boxen kann man unglaublich viel machen, zum Beispiel Adventskalender, wie wir Ihnen letzte Woche gezeigt haben. Aber man kann auch Kunst erschaffen, so wie Ulrich Beringer, Mitglied der Künstlergruppe Labyrinth. Er wollte ursprünglich eine Box-Skulptur aus neun aufeinandergestapelten, ineinander verschachtelten Quadern vor dem Rathaus in Ottobrunn für eine Ausstellung der Künstlergruppe aufbauen. Jeder Quader sollte einen Buchstaben erhalten, sodass man von oben nach unten „Labyrinth“ lesen konnte. Welche Erfahrungen Herr Beringer beim Aufbau der Skulptur gemacht hat und worauf man beim Arbeiten mit Kartongen achten sollte, hat er uns geschildert:
„Der Aufbau der Skulptur zeigt, dass die Qualität der Boxen entscheidend ist. Insgesamt habe ich für die Skulptur letztendlich sieben Boxen eingesetzt, was eine Höhe von etwa zwei Metern ergab. Den ersten Box-Quader habe ich mit einem Cutter-Messer so eingeschnitten, dass der darauf folgende schräg in diesem steckte. Nach dem gleichen Prinzip folgten die weiteren Würfel, wobei ich Wert darauf gelegt habe, dass jeder Würfel in einer anderen Position auf dem unteren zu liegen kam. Das Ausschneiden war relativ kompliziert, da ich nicht nur die eigentliche Oberfläche, sondern auch die darunterliegende eingeschlagene Wellkarton-Fläche durchtrennen musste. Auch das exakte Ausschneiden entsprechend der geplanten Lage des aufzusetzenden Würfels war nicht einfach und ich musste mehrfach nachschneiden. Alle Quader wurden mit weissem Leim verklebt. Die Gesamtform der Wellkarton-Skultpur wurde durch das unregelmässige Aufeinandersetzen bestimmt. Aus diesem Grund heisst sie nun „Verschachtelt“.
Insgesamt war ich etwa zwei Monate beschäftigt. Da die Arbeit mit Wellkarton-Faltboxen für mich Neuland war, gab es auch einige Überraschungen bei der Durchführung. Vom ursprünglichen Plan mit den Buchstaben auf den Boxen bin ich wieder abgekommen, weil ich in meinem Haus nicht die Raumhöhe hatte, um neun Elemente aufeinander zu stapeln.
Als Problem stellte sich heraus, dass ich bei der Grundierung mit einem wasserlöslichen Binder gearbeitet habe, woraufhin die Boxen aufgeweicht wurden und ihre ebene Fläche und Stabilität verloren haben. Schlussendlich hatte dies aber auch den positiven Effekt, dass ich die konkav gewordenen Flächen und eingedrückten Kanten mit Gips relativ grobflächig gespachtelt habe, was dem Ganzen keinen so glatten Charakter verliehen hat. Zuletzt habe ich alles mit weisser Acrylfarbe gestrichen. Da durch das Anfüllen der eingedrückten Flächen mit Gips die Belastung für die unteren Boxen zu gross wurde, musste ich die beiden unteren Wellkarton-Flächen mit einer 3 mm starken MDF-Platte verstärken. Dieser ganze Prozess war letztlich sehr arbeitsaufwendig.
Eine weitere wichtige Erfahrung, gerade für künftige Arbeiten mit Kartonagen, ist die Verwendung des Klebebands. Ich setzte wie gewohnt ein PVC-Packband ein. Inzwischen verwende ich allerdings das Packband P5O aus Papier, da auf diesem die Farbe besser hält.“
Ulrich Beringer gehört der Künstlergruppe Labyrinth aus Ottobrunn an. Diese Gruppe wurde 1989 von verschiedenen Künstlern gegründet. Der Name Labyrinth steht dafür, dass jeder auf seine individuelle Art und Weise seine künstlerische Richtung gefunden hat. Bevor sich Ulrich Beringer dem Aufbau der beschriebenen Skulptur widmete, baute er überwiegend Kunstwerke aus Stein, Metall und Holz. Aber das Interesse an dem Material Wellkarton ist geweckt und schon bald plant er die nächsten Wellkarton-Skulpturen.
Fotos: Eigene Bilder von Ulrich Beringer
Wirklich toll, was man aus so alten Kartonschachteln noch so machen kann. Eine gute Alternative zum Recyceln… 😉