„In Deutschland fielen im Jahr 2014 17,8 Millionen Tonnen an Verpackungsabfällen an. Der Anstieg auf diesen bisher höchsten Wert ist vor allem auf veränderte Lebensbedingungen und die damit verbundenen Verzehr- und Konsumgewohnheiten zurückzuführen. 71,4 Prozent (%) der Verpackungsabfälle gingen in das Recycling. Insgesamt wurden 97,6 % der Verpackungsabfälle verwertet.“
Quelle: Umweltbundesamt
Das Umweltbundesamt bezieht in dieser Statistik nicht nur Transportverpackung, sondern auch Lebensmittelverpackungen mit ein. Wir werden uns im Folgendem hauptsächlich auf die zwei für die Verpackungsbranche wichtigen Rohstoffe und ihre Verwertbarkeit begrenzen, nämlich Papier und Wellkarton sowie Kunststoffe.
Insbesondere in der Lebensmittelindustrie gibt es zahlreiche Beispiele für sinnlose Verpackungen, dabei ist das Thema Umweltschutz so gross wie kaum vorher. Die Vermeidung von Verpackung bzw. Verpackungsabfällen ist natürlich eine wichtige Grösse um die Umwelt zu schonen. Leider ist ein Versand ohne Verpackung kaum bzw. gar nicht möglich, aber es gibt viele Möglichkeiten die Verpackung umweltgerechter zu gestalten. Die andere Seite ist die Verwertung der Verpackung – aber was genau steckt dahinter und wie funktioniert dies?

EU-Vorgaben zur Verwertung
Im Jahr 1994 hat die Europäische Union die Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle (Verpackungsrichtlinie) erlassen. Die EU orientierte sich hierbei an der deutschen Verpackungsverordnung und gab Verwertungsquoten für Verpackungen in allen Mitgliedstaaten vor. Die Anforderungen wurden mit der Zeit erhöht. Sie lauten aktuell (Stand April 2017):
- Von allen in einem EU-Mitgliedstaat in Verkehr gebrachten Verpackungen müssen mindestens 55 % stofflich und mindestens 65 % stofflich und energetisch verwertet werden.
- Die stofflichen Verwertungsquoten für einzelne Materialien unterscheiden sich: Von Holz müssen 15 %, von Kunststoff 22,5 %, von Metall 50 %, von Glas wie auch von Papier, Wellkarton und Kartonagen müssen jeweils 60 % recycelt werden.
(Quelle: Umweltbundesamt)
Möglichkeiten der Verwertung
Wenn man von Verwertung spricht, bedeutet dies in erster Linie eine Wieder- bzw. Weiterverwendung der Materialien. Viele Verpackungen bestehen aus wertvollen Stoffen, hinsichtlich der Menge an Ressourcen (Energie, Wasser, fossile Stoffe, Holz etc.), welche zur Herstellung benötigt wurden und sollen deshalb nicht einfach entsorgt (z. B. auf einer Deponie) werden. Unterschieden wird zwischen:
- der stofflichen Verwertung, also dem Recycling, Upcycling (Herstellung hochwertiger Produkte aus „Müll“), Downcycling (Qualität ist schlechter als beim Ursprungsmaterial)
- der energetischen Verwertung, hierbei werden die Stoffe zu Energiegewinnung verbrannt
- der Wiederverwendung des Objektes, beispielsweise Mehrwegflaschen
Im Folgenden gehen wir auf die stoffliche Verwertung ein, da dies für Versandverpackungen die relevanten Grössen sind.
Stoffliche Verwertung von Papier

In Deutschland werden gebrauchte Verpackungen, also auch Altpapier, von den dualen Systemen gesammelt und anschliessend zu Sortieranlagen gebracht. Hier wird nach Altpapierstandards (CEN European Standard EN 643, Institute of Scrap Recycling Industries Inc. und Paper Recycling Promotion Center) vorsortiert: leichte Papiere werden von den schwereren getrennt, sowie Stör- sowie Fremdstoffe herausgefiltert. Dies geschieht zum Teil automatisiert über Rollen, Siebe, Rüttelbänder und Windsichter, zum Teil aber auch manuell. Anschliessend werden Ballen gepresst, um die sortierten Altpapiere einfacher transportieren zu können.
In der Papierfabrik werden die Altpapiere in Pulpern zerkleinert und in Wasser eingeweicht. Hier werden nochmals Fremdstoffe herausgefiltert. Anschliessend folgt der Deinking Prozess, in welchem die Druckfarbe mittels Schaum aus den Papierfasern herausgespült wird. Im letzten Schritt wird aus dem „Brei“ über verschiedene Siebe und Pressen wieder Papier hergestellt.
Eine „Primärfaser“, also frische Papierfasern, können sieben Mal recycelt werden. Danach sind sie zu kurz und werden mit ausgeschwemmt. Bei der Papierherstellung, bei welcher bis zu 60 % des Altpapiers verwendet wird, müssen also immer frische Fasern hinzugefügt werden, um die gleichbleibende Qualität des Papiers gewährleisten zu können.
Es gibt ausserdem zahlreiche Ideen und Anleitungen, was man aus Papier und Wellkarton Kreatives erstellen kann, bevor man diese dem Recyclingprozess zur Verfügung stellt. Einige Ideen haben wir hier im Blog für Sie gesammelt.
Stoffliche Verwertung von Kunststoffen

Ebenso wie bei Altpapieren startet die Verwertung mit der Sammlung der Kunststoffe. Der folgende Sortier- und Aufbereitungsvorgang ist allerdings um einiges komplexer als bei Papier und Wellkarton, denn es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Kunststoffe und Verbundmaterialien, welche möglichst sortenrein sortiert werden müssen. In den Sortieranlagen wird zum Grossteil vollautomatisch sortiert, mit Hilfe von Trommeln, Magneten und Nah-Infrarot-Technik (NIR)-Trenner. Letztere bedient sich einer Spektralanalyse, denn jeder Stoff reflektiert das Licht anders und kann so genau identifiziert und mit Hilfe von Luftdüsen auf das richtige Förderband gebracht werden. Rund 95 % des Abfalls können so in den Anlagen in bis zu 15 verschiedene Materialfraktionen sortenrein separiert werden. Aber dieser Prozess hat seine Grenzen und so gibt es auch bei den Leichtverpackungen am Ende noch mal einen manuellen Schritt um Störstoffe herauszufiltern.
Nach dem Sortieren folgt eine Aufbereitung der Kunststoffe um am Ende einen verarbeitungsfähigen Kunststoff, ein sogenanntes Rezyklat (eine Formmasse mit bestimmten Eigenschaften je nach Kunststoffart), zu erhalten. Im Folgenden ist der Prozess aufgezeigt, detailliertere Informationen dazu finden Sie auf www.kunststoffe.de.

42 % der Kunststoffe werden stofflich recycelt, wobei man nochmals zwischen werkstofflich und rohstofflich unterscheidet. Letzteres kommt dann zum Einsatz, wenn der Kunststoff nicht, bzw. nur unter zu grossen Aufwand, werkstofflich recycelt werden kann. Dann werden die Kunststoffe chemisch zerlegt und zu neuen Stoffen zusammengesetzt. Oftmals aber mit geringerer Qualität.
Die folgende Infografik gibt einen Überblick über das Recycling von Kunststoffen (Quelle: Kunststoffe.de)
Abfalltrennung ist ein wichtiger Bestandteil des Umweltschutzes
Auch moderne Sortieranlagen sind derzeit nicht in der Lage verschmutzten, mit Biomüll durchsetzten Müll zu verwerten, sodass für den Restmüll nur die Verbrennung und keine stoffliche Verwertung bleibt. Alle Materialen, welche dort landen, sind für den Kreislauf für immer verloren. Deswegen ist es wichtig, Wertstoffe getrennt vom Restmüll zu sammeln, um effizientes Recycling möglich zu machen. Seien dies nun Verpackungsmaterialien oder andere Stoffe, wie Glas oder Metall.
Die maximale stoffliche Verwertungsquote ist eines der Ziele der dualen Systeme, da hier Sekundärrohstoffe für die Herstellung neuer Produkte entstehen. Da die Herstellung von Primärrohstoffen enorme Ressourcen kostet, ist das Recycling einer der wichtigsten Bestandteile im Umweltschutz.
Quellen:
Nachhaltigkeit ist heutzutage wirklich wichtig und dazu gehört auch das Recyclen von Papier und Karton. Ich habe mich wegen einer Druckinspektion auch darüber informiert: https://www.bst-eltromat.com/de/ Danke für den informativen Artikel.